Mit schmerzlich empfundenen Bedauern mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass unser langjähriger 1. Vorsitzender des Bezirksverbandes Spandau und Träger der Bundesverdienst Medaille, am 2. November 2020 verstorben ist, und er sich damit gleichzeitig von uns, der Kleingärtnerei und seiner ganz persönlichen Wertevorstellung vom Kleingartenwesen insgesamt, verabschieden musste, dem er sich mit mehr als der Hälfte seines Lebens mit Leib und Seele verschrieben hatte.
Am 7. Juli 1975, im Alter von 33 Jahren hat Wilfried Walter in der Kolonie Salzhof, in Berlin- Spandau eine Kleingartenparzelle übernommen. Aber schon sehr bald stellte er fest, dass das Kleingartenwesen nicht nur aus Rasen mähen und Tomaten züchten bestand und bewarb sich kurzer Hand bei der nächsten Hauptversammlung seines Kolonievereins um das Amt des 2. Vorsitzenden. Nur wenig später ging es dann bereits weiter. Im Bezirksverband Spandau wurde im Verlaufe einer turbulenten außerordentlichen Delegiertenversammlung im Jahre 1978 der gesamte Vorstand abgesetzt, und seinem Koloniefreund das Amt des 1. und ihm die Funktion des 2. Vorsitzenden übertragen.
In kürzester Zeit waren mit seiner Hilfe die unliebsamen Hinterlassenschaften beseitigt, die Finanzen saniert, die Verwaltung und der Bürobetrieb neu organisiert. Mit vereinter Kraft ging das Duo dann daran, das Kleingartenwesen in Spandau, zukunftsträchtig umzugestalten. Eine Abschätzungskommission und eine Baukommission wurden zusammengestellt, um die nicht immer objektive Abschätzung und Vergabe von Parzellen aus der Verantwortung der Kolonievereine herauszunehmen, und diese künftig nach einheitlichem Standard und einer rechtsfähigen Richtlinie durchführen zu können. Dies dürfte zur damaligen Zeit in Berlin nicht unbedingt immer üblich gewesen sein. Für eine zentrale und transparente Vergabe von Parzellen, nach einheitlichem Vergabeschema, wurde eine bezirksweite Bewerberliste sowie eine unabhängige Vergabekommission eingerichtet.
Weil das alte Verbandshaus am damaligen Bahnhof Spandau-West zu klein für die mit den neuen Aufgaben gewachsenen Herausforderungen geworden war, wurde kurzerhand ein neues, größeres Grundstück gesucht, ein neues Verbandshaus geplant, gebaut und 1985 in Betrieb genommen, was in der damaligen Westberliner Verbandsszene ein Pilotprojekt war. Auch wenn sich diesbezüglich viel geändert hat, ist unser Bezirksverband auch heute noch stolz auf dieses Projekt, das inzwischen längst als Lehr- und Lernzentrum zu einem festen Bestandteil der Kleingärtner Gemeinschaft in Spandau geworden ist.
Im Jahre 1987 übernahm Wilfried Walter dann das Amt des 1. Vorsitzenden, das er 27 Jahre lang, bis zum 23. Mai 2016 durchgehend ausübte und in der Folgezeit dem Verband noch 3 weitere Jahre als 2. Vorsitzender und bis zu seinem Tod als Mitglied des Erweiterten Vorstandes zur Verfügung gestanden hat.
Mit dem Amt als 1. Vorsitzender des Bezirksverbandes Spandau ist Gartenfreund Walter auch gleichzeitig Mitglied im Erweiterten Vorstand des Landesverbandes Berlin der Gartenfreude e. V. geworden. Mit seinen fachkompetenten, mitunter auch kritischen Redebeiträgen und Anmerkungen und auch als Referent für Fortbildungen, hat er regelmäßig dazu beigetragen, die Entscheidungen und Abstimmungen des Plenums konstruktiv zu befruchten. Darüber hinaus hat er sich über viele Jahre mit seinem Organisationstalent bei den Vorbereitungen für die Internationale Grüne Woche erfolgreich eingebracht und verdient gemacht.
Nachdem infolge anderer Prioritäten der jahrzehntelange städtepartnerschaftliche Verbund zu den Kleingärtnern in Siegen etwas pausieren musste, hat Wilfried Walter auch dieser, bis in die 50ziger Jahre zurückreichenden Beziehung, die seinerzeit auf Initiative der Siegener Gartenfreunde entstanden war, um den Großstadtkindern aus Spandau die Möglichkeit zu geben, sich bei guter ländlicher Kost und gesunder Landluft im Siegerland zu erholen, mit Ausdauer, Umsicht und Einfühlungsvermögen neue Impulse gegeben und wieder zu einer neuen engen und tiefgehenden Freundschaft mit vielfältigen Besuchen und Gegenbesuchen entwickelt.
Vor rd. 15 Jahren beschloss der Bezirksverband im Rahmen seiner Gemeinnützigkeit auch denjenigen einmal Hilfe zukommen zu lassen, denen das Schicksal nicht so gut gesinnt war, und überreichte dem Leiter der Kinderkrebsstation im Rudolf Virchow Klinikum einen Scheck von 1.000,00 € für die Bereitstellung von Dingen, die dazu beitragen sollten, den Kindern Freude zu bereiten. Dank der Initiative von Gartenfreund Walter ist aus dieser gut gemeinten Aktion, inzwischen eine feste Institution geworden. Am Ende eines jeden Jahres übergibt seitdem der 1. Vorsitzende einen Scheck in gleicher Höhe an die Kinderkrebsstation.
Als der Gartenfreund Walter seinerzeit den Kleingarten übernommen hat, wird er wohl kaum daran gedacht haben, dass er 45 Jahre lang, den Erfolgen, aber auch an den gelegentlichen Rückschlägen des Bezirksverbandes seinen ganz persönlichen Stempel aufsetzen würde.
Aber mit Sicherheit hat Wilfried Walter schon damals mit der Übernahme seiner Parzelle erkannt, dass es hierbei nicht nur um ein „grünes Fleckchen“ für den Eigenbedarf geht, sondern um das Kleingartenwesen in seiner Gesamtheit.
Sein Ziel war es daher, für das Kleingartenwesen, dem mit den zahlreichen unterschiedlichen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungsepochen der Vergangenheit, stets eine zentrale Bedeutung zu gekommen ist, über das 20. Jahrhundert hinaus, Voraussetzungen zu schaffen, die auch in unserer heutigen und modernen Zeit den Bestand von Kleingärten langfristig sichern und unverzichtbar machen.
Von Anfang an legte er besonderes Augenmerk auf die Integration unserer neuen Mitbürger aus dem Osten und Süden der Welt, als deutliches Zeichen dafür, dass Kleingärtner, wie zu allen Zeiten ihrer langen Geschichte, sich durchaus auch in der heutigen Zeit ihrer sozialen und gesellschaftspolitischen Verantwortung für alle Bürger bewusst sind.
Sein Wirken war fachkompetent, sachlich, konstruktiv und stets „ohne Wenn und Aber“. Sein trockner und mitunter etwas rustikaler Charme hat ihm bei seiner Arbeit immer sehr geholfen und ist im Laufe der Jahre zu einem allseits bekannten und echten Markenzeichen geworden.
Aber auch das tiefe Verständnis für die Sorgen und Nöte anderer, hatte bei ihm stets den unbedingten Vorrang vor bürokratischen oder politischen Entscheidungen. Sie haben dafür gesorgt, dass die menschliche Seite bei dem schwierigen und nicht immer ganz leichten Geschäft, niemals zu kurz gekommen ist.
Er war uns viel mehr, als nur 1. Vorsitzender und Gartenfreund, mit dem man immer gern und gut zusammengearbeitet hat. Mit seinem Tod verabschiedet sich eine Gallionsfigur aus dem Kleingartenwesen, die nicht nur für uns in Spandau über die Jahre hinweg ein guter Freund und für viele andere auch ein Vorbild gewesen ist.
Mit seinen Verdiensten rund um und für das Kleingartenwesen hat er sich weit über die Bezirksgrenzen von Spandau und Berlin hinaus, Respekt und aller höchste Anerkennung in allen kleingärtnerischen und kommunalpolitischen Gremien verschafft, und das nicht nur bei Freunden.
Nicht umsonst wurde ihm für sein Jahrzehntelanges, engagiertes, überaus erfolgreiches und vorbildliches ehrenamtliches Wirken, vom Spandauer Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank, am 15. Dezember 2016, die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, im Namen des Bundespräsidenten überreicht.
Weil kein Mensch wirklich gestorben ist, solange man sich an ihn erinnert, wird Wilfried Walter uns noch sehr lange bei unserer Arbeit für das Kleingartenwesen in Spandau begleiten.
Nicht nur wir, die Spandauer, sondern auch viele Gartenfreunde im Landesverband und in den anderen Verbänden in Berlin, werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt in diesen Wochen und Monaten seiner Frau und der Familie unseres Gartenfreundes Wilfried Walter.
Für den Bezirksverband Spandau und sein Team